Vortrag | Die verlorene und wiederentdeckte ungarische Geschichte von Gian Michele Bruto

Datum: 4 Mai
Zeitpunkt: 17:00
Ort:  Collegium Hungaricum Wien
1020 Wien, Hollandstraße 4

Für die Teilnahme an der Veranstaltung ist eine Anmeldung unter geschichte@collegiumhungaricum.at erforderlich!

Péter Kasza & Gábor Petneházi:
Die verlorene und wiederentdeckte ungarische Geschichte von Gian Michele Bruto

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Der venezianische Humanist Gian Michele Bruto (1517-1592) wurde 1574 von dem siebenbürgischen Fürsten Stephan Báthory eingeladen, eine Geschichte des zerfallenen Ungarn zu schreiben, die an Antonio Bonfinis Dekaden anknüpfen und das geteilte Land als unabhängige Wahlmonarchie repräsentieren sollte. Obwohl das Rerum Ungaricarum libri bereits 1584 fertiggestellt war, wurde Bruto mit einer Überarbeitung und Umstrukturierung des Textes beauftragt. Im Dezember 1586 starb der inzwischen zum polnischen König erkorene Stephan Báthory; Bruto trat in Habsburger Dienste und arbeitete bis zu seinem Tod an der Umgestaltung seines Hauptwerks, um es in Prag oder Wien drucken zu lassen. Im Jahr 1591 tauchten Gerüchte auf, dass das Werk in Siebenbürgen nach einer frühen Abschrift veröffentlicht werden sollte. Bruto reiste nach Karlsburg/Alba Iulia/Gyulafehérvár, wo er ein paar Monate später starb.

Sein monumentales Werk wurde erst im 19. Jahrhundert gedruckt, aber derzeit waren nur beschädigte und verstümmelte Exemplare (eines in Wien und eines in Budapest) zugänglich. Im Jahr 2020 wurde jedoch in Trient ein monumentales (mehr als 2000 Seiten), fast intaktes Manuskript mit Brutos autographen Korrekturen und einem nach Báthorys Tod geschriebenen Vorwort entdeckt.

Der Vortrag rekapituliert Brutos Karriere und die Geschichte dieses einzigartigen Werks im Lichte der neuen Entdeckungen.

Péter Kasza (1974) ist Lehrstuhlinhaber des Instituts für Klassische Philologie und Neulatein, Universität Szeged, gleichzeitig Leiter der Péter Kulcsár Forschungsgruppe für Historiographie gefördert von Universität Szeged und Széchényi Nationalbibliothek. Seine Forschungen konzentrieren sich auf die Geschichte Ungarns im 16. Jhdt. und die humanistische Geschichtsschreibung. Er hat die Korrespondenz von Stephanus Brodericus herausgegeben, 2012. Seine Biographie über Brodericus wurde 2015 veröffentlicht. Sein Band, unter dem Titel Buda oppugnata, mit den Quellen der Belagerungen von Ofen und Pest 1540-1542 erschien im Dezember 2021. Zu der Zeit bereitet er die kritische Ausgabe des Hauptwerkes von Wolfgang Lazius, betitelt Rerum Austriacarum Decades vor.

Gábor Petneházi ist senior research fellow am Institut für Politik und Staatstheorie der Universität für Öffentlichen Dienst, Budapest. Er hat sein Studium an der Universität Szeged in den Fächern Geschichte-Latein (2007) und Altgriechisch-Neulateinische Spezialstudien (2010) abgeschlossen. Er Promovierte 2013 im Literaturwissenschaft. Von 2013 bis 2015 arbeitete er als Postdoktorand am Institut für Literaturwissenschaft der Ungarischen Akademie der Wissenschaften; von 2016 bis 2020 war er Lehrbeauftragter und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Szeged. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des politischen Denkens und der Historiographie im 16. Jahrhundert. Er hat drei Bände mit Übersetzungen von Erasmus von Rotterdam veröffentlicht.