Das Palais Trautson ist eines der bedeutendsten Denkmäler Wiens mit ungarischer Vergangenheit. Das Gebäude wurde zwischen 1710 und 1712 vom berühmten österreichischen Barockarchitekten Fischer von Erlach d. Ä. für die Fürsten Trautson errichtet.1760 wurde es zum Sitz der von Maria Theresia in demselben Jahr gegründeten Königlichen Ungarischen Leibgarde, und blieb dies auch mit einer kleinen Unterbrechung zwischen 1848 und dem Ausgleich bis zum Zusammenbruch der Monarchie. Unter den ersten Leibgardisten befanden sich die ungarischen Vorreiter der Aufklärung, die Leibgardenschriftsteller, die vom Geiste Wiens geprägt wurden. Nach dem Zerfall der Monarchie verblieb das Gebäude in ungarischem Besitz und diente als Sitz ungarischer Ämter. Ab 1920 bot es Unterkunft für ungarische Staatsstipendiaten und im gleichen Jahr wurde das Wiener Institut für Ungarische Geschichtsforschung gegründet. Im Herbst 1924 wurde darin auch das Collegium Hungaricum eröffnet, in dem neben Historikern auch Stipendiaten von allen wissenschaftlichen Bereichen vertreten waren. Beide Institutionen arbeiteten bis 1948 im Palais Trautson.
Nach der kommunistischen Machtübernahme in Ungarn wurde die Tätigkeit der ungarischen Kultur- und Wissenschaftsinstitute praktisch eingestellt. 1961 wurde auch das Gardepalais - unbeachtet seiner kulturhistorischen Bedeutung - vom ungarischen Staat verkauft. Das Gebäude wurde vom heutigen Besitzer, dem Bundesministerium für Justiz am Ende der 60er Jahre umgestaltet. Das Collegium Hungaricum übersiedelte 1963 in sein heutiges Gebäude. Seine Aufgaben haben sich grundsätzlich geändert: Es fungiert nicht mehr nur als wissenschaftliche Werkstätte sondern vor allem als Kulturinstitut. Ein relativ selbständiger Teil von ihm ist das im Jänner 2000 erneut ins Leben gerufene Institut für ungarische Geschichtsforschung in Wien, das außer der Betreuung postgraduierter Stipendiaten wissenschaftliche Vorträge organisiert.