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Ungarische Neo-Avantgarde im Film
Bis zum 27. Januar 2023 präsentiert das Collegium Hungaricum Berlin die Ausstellung „Magyar Neo-Avantgarde in den 1960er/1970er Jahren“. Im Zentrum der Ausstellung stehen Werke von Künstler*innen der ungarischen Neo-Avantgarde, darunter eine Reihe von Filmen, die am 28. und 29. Januar auch im Kino Arsenal zu sehen sein werden.
Die inoffizielle Kunstszene Ungarns entdeckte ab 1960 verstärkt avantgardistische Bewegungen der klassischen Moderne für sich und knüpfte ebenfalls an aktuelle internationale Tendenzen an. Die Kunst der „zweiten Öffentlichkeit” war durch formale, technische und theoretische Progressivität sowie die Aufhebung von konventionellen Gattungsgrenzen gekennzeichnet. Filmemacher*innen strebten nach der Erneuerung der Filmsprache und das legendäre Balázs-Béla-Filmstudio bot dafür den nötigen Freiraum zum Experimentieren.
Zwei Kurzfilmprogramme geben einen imposanten Eindruck von der Vielfalt der künstlerischen Handschriften. „Poesie der Filmsprache“ am 28. Januar ist dem Kameramann und Regisseur János Tóth, einem Meister der Bildgestaltung, gewidmet. In der Zusammenarbeit mit dem Regisseur Zoltán Huszárik entwickelte er das neue Genre des Filmgedichts, für das der Kurzfilm CAPRICCIO (1969) beispielhaft steht. Zur reinsten Form des Filmgedichts gelangte Tóth mit seinem eigenen, aus dynamisch wechselnden Bildsequenzen konstruiertem Werk ARÉNA (1979). István Bácskai Laurós lyrischer Dokumentarfilm IGÉZET (Der Bann, 1963), ein filmisches Gesamtkunstwerk mit malerischen, musikalischen und literarischen Elementen, wird als formaler Wegbereiter verstanden.
Die vier filmischen Beiträge des Programms „Einzelgänge – Pop oder Kunst“ am 29. Januar greifen Erzählweisen der Popkultur auf, und setzen diese in veränderter Form ein. Mit ihrem Zeichentrickfilm EGY KÜLÖNC ÚR NAPLÓJÁBÓL (Aus dem Tagebuch eines seltsamen Herrn, 1972) thematisiert Ágnes Háy Uniformierung und Entfremdung. Ottó Foky inszeniert im BABFILM (Bohnenfilm, 1975) eine Gesellschaft aus Bohnen. Das außerordentliche Multitalent György Kovásznai lässt in seiner Animation A MONOLÓG (Der Monolog, 1963) die Geschichte des 20. Jahrhunderts Revue passieren und mit KEDD (Dienstag; 1963) dekonstuiert Márk Novák die Gattung der Burleske. (vb)
28. Januar 2023, 20.00 Uhr
Ungarische Neo-Avantgarde im Film
Poesie der Filmsprache – Hommage á János Tóth
Capriccio Zoltán Huszárik 1969 Kamera und Schnitt: János Tóth DCP Fassung 18 Min.
Igézet Der Bann István Bácskai Lauró 1963 Kamera: János Tóth DCP Fassung 21 Min.
Aréna János Tóth 1979 DCP Fassung 23 Min.
Einführung: Virág Bottlik
29. Januar 2023, 20.00 Uhr
Ungarische Neo-Avantgarde im Film
Einzelgänge. Pop oder Kunst
Egy különc úr naplójából Aus dem Tagebuch eines seltsamen Herrn Ágnes Háy 1972 DCP Fassung 14 Min.
Babfilm Bohnenfilm Ottó Foky 1975 DCP Fassung 12 Min.
A monológ György Kovásznai Der Monolog 1963 DCP Fassung 12 Min.
Kedd Dienstag Márk Novák. 1963 DCP Fassung 21 Min.
Einführung: Virág Bottlik