Sounds of Home

Klanginstallationen aus den vier Winkeln der Pandemie

Datum: 6 April - 31 Mai
Ort:  Collegium Hungaricum Berlin & online
Dorotheenstr. 12, 10117 Berlin
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WIR SIND WIEDER DA!

Öffnungszeiten (25-31.5.)

Mo-Fr 12-17 Uhr
Anmeldung sowie Test-, Impf- oder Genesenennachweis erforderlich

Im CHB gelten die aktuellen Maßnahmen des Landes Berlin zur Bekämpfung der Pandemie. Weitere Informationen finden Sie hier. Anmeldung zum Besuch der Installation: buero@hungaricum.de

Klanginstallationen aus den vier Winkeln der Pandemie

Der Frühling ist da, die langersehnte Wiederöffnung naht, das Gebäude des CHB wird bald von Klangbildern erfüllt. Die vier Installationen, die ertönen, entstanden aus Klängen und Geräuschen des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020.

Im Erdgeschoss, das wie ein Wohnzimmer gestaltet ist, ertönt die Mehrkanal-Klanginstallation (spatial audio) „Sounds of Home“. Sie ist aus einem insgesamt 15-Stunden umfassenden Tonmaterial aus Handyaufnahmen entstanden, das auf den Aufruf des Collegium Hungaricum Berlin hin aus allen Teilen der Welt eingesandt wurde. Aus dieser vielfältigen Sammlung von Klängen entstand durch Leitung des Kurators Endre Vazul Mándli eine kollektive Soundscape-Komposition, deren Urheber – ganz im Geiste des Klangforschers und Komponisten R. Murray Schafers – alle Mitwirkenden gleichermaßen sind.

Weitere Räume des CHB werden durch audiovisuelle Arbeiten von drei Berliner KünstlerInnen – Lottie Sebes, Kayla Elrod und Ben Glas – mit neuem Leben gefüllt, die ebenfalls „Zuhause“ und „Pandemie“ zum Thema haben.

Ausstellende KünstlerInnen:
Lottie Sebes: http://lottiesebes.com/
Ben Glas: https://www.thankyouforyourunderstanding.com/
Kayla Elrod: https://corlettelrod.wixsite.com/kaylaelrod 

Ein Projekt des Collegium Hungaricum Berlin in Zusammenarbeit mit der Universität der Künste Berlin.
www.hungaricum.de
www.udk-berlin.de

Lottie Sebes: Show you mine/show me yours

Show you mine/show me yours inszeniert eine endlose Reihe einsamer Seelen, die – wenn auch nur fragmentarisch – Verbindungen zwischen verschiedenen persönlichen Räumen in der realen Welt herstellt. Chatroulette verschafft den Usern einen flüchtigen Einblick in die begrenzten Wirklichkeiten anderer, und bietet ihnen die Möglichkeit, in der kurzen Zeit des Kontaktes, der sich in das intime Leben der anderen Person auf einem 2D-Bildschirm beschränkt, die Reproduktion und Verzerrung gesellschaftlicher, sexueller, geschlechtlicher und kultureller Normen zu analysieren. Sebes betrat diesen unmoderierten Raum als Frau, sie mied nackte Chat-Partner und versuchte, mit anderen über das Verhältnis zu ihren Obsessionen und über ihr Zuhause zu sprechen, in dem sie für die Zeit der Pandemie gefangen waren. In diesem hypersexualisierten Umfeld stieß sie auf gender-bedingte Barrieren, aber sie war auch gezwungen, sich der kulturellen Vorannahmen bewusst zu werden, die sie selbst in diese Interaktionen einbrachte.

Lottie Sebes ist eine australische Künstlerin ungarischer Herkunft. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Ihr Schaffen umfasst die Genres Skulptur, Video, Klang und Performance, typisch ist für sie die individuelle Verschmelzung dieser Gattungen. Sie ist fasziniert von der Menschen miteinander verbindenden Kraft von Objekten, Technologien, Bildern und Klängen, die ebenso Momente in Raum und Zeit voneinander zu trennen vermag.

Ben Glas: Score For The Memory Palace / Music For x Spatial Interactions

Die Installation von Ben Glas ist eine zweiteilige relativistische Klangkomposition, die den Zuhörern unzählige subjektive Ansätze für die individuelle Interaktion bietet. Dem ersten Teil – Score For The Memory Palace – liegt eine textbasierte Partitur zugrunde, inspiriert von einer antiken Erinnerungstechnik, dem Gedächtnispalast. Diese Partitur bietet interessierten Teilnehmern die Möglichkeit, ihre eigenen Erinnerungen als performatives Werkzeug einzubeziehen, und auf diese Weise eine ganz individuelle, kreative Komposition entstehen zu lassen. Der zweite Teil – Music For x Spatial Interactions – ist eine drohnenartige Komposition, die aus relativistischen stehenden Wellen besteht. Sie verändert sich und wird zu einem interaktiven Stück, indem sie auf Positionsänderungen der Zuhörer reagiert. Diese werden dazu eingeladen, sich durch ihre Bewegung im Raum eine eigene Wahrnehmung und Erfahrung der Komposition zu erschaffen.

Ben Glas ist ein in Berlin lebender experimenteller Komponist. Durch flüchtige Kompositionen hinterfragt er vorgefasste Vorstellungen zwischen passivem Hören und aktivem Zuhören. Um offene Musikformen und pragmatische Hörperspektiven zu entdecken, konzentrieren sich seine Kompositionen auf die Bereiche subjektiver Wahrnehmung und Erkenntnis, indem sie Akustik, Psychoakustik und Raum als Werkzeuge für die Klangkomposition einsetzen. Glas’ Arbeiten wurden international ausgestellt und aufgeführt, unter anderem am Portland Institute for Contemporary Art (PICA), auf dem Radiophrenia Festival in Glasgow, dem Soundwave Biennial (SF) und am Czong Institute for Contemporary Art (CICA). Derzeit studiert er im MA-Studiengang Sonic Studies an der Universität der Künste.

Kayla Elrod: Windows - in two parts 

Windows ist eine audiovisuelle Installation, bestehend aus zwei Hauptelementen. Der erste Teil kombiniert eine Video-Projektion, einen Karton, Raufasertapete, Tonpapier, Tapetenkleber, Spachtelmasse, zwei Bilderrahmen und einen großen Holzrahmen.
Der zweite Teil besteht aus einem Katalog mit neun Stunden Audio-Material auf sechs Kassetten.

Die amerikanische Multimedia-Künstlerin Kayla Elrod lebt und arbeitet in Berlin. Derzeit studiert sie im MA-Studiengang Sonic Studies an der Universität der Künste. Sie betrachtet die Dinge in der Welt als Körper und fokussiert auf die Beziehungen zwischen ihnen. Dabei interessieren sie Themen wie Voyeurismus, intime Räume und Orte, die wir Zuhause nennen.

Künstlerisches Statement:
„Anfangs wollte ich den Abstand zwischen uns respektieren. Wir waren Nachbarn mit einer unausgesprochenen Vereinbarung. Alles, was wir einander zeigen wollten, wurde durch Umrahmung, halb zurückgezogene Vorhänge und die Entfernung zwischen uns unscharf.
Ich begann, sie mit einer Kamera mit Teleobjektiv aufzunehmen. Es entstand Material von fast zehn Stunden, aus Aufnahmen, die teils dreißig Sekunden, teils mehrere Stunden lang sind.
Manchmal, vor allem am Anfang, fühlte sich das wie ein Übergriff an, doch mit der Zeit wurde es, wie die meisten regelmäßigen Tätigkeiten, zur Gewohnheit, wirkte vielleicht sogar berechtigt bis obsessiv. Meine Sicht, meine Nachbarn. Unsere Beziehung verschlechterte sich. Ich ging auf Distanz, um unsere Differenzen beizulegen, und entschied mich, mich selbst zu exponieren.“