Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin

Zoltán Gárdonyi, László Lajtha, Paul Hindemith
Welche Art von Musik wurde von jemandem geschrieben, dessen zwei einflussreichste Meister Zoltán Kodály und Paul Hindemith waren? Und überhaupt: Wer war der einzige ungarische Komponist, der bei Hindemith studieren durfte? Die Antwort lautet: Es ist Zoltán Gárdonyi, der in Ungarn und Deutschland vor allem als Komponist und Experte für Kirchenmusik bekannt ist, dessen Talent sich aber nicht nur in der sakralen Musik entfaltete. Neben Gárdonyis bezaubernden Violin- und Cellosonaten werden in unserem Konzert auch Werke von zwei anderen Komponisten von herausragender Bedeutung aus der Zwischenkriegszeit zu hören sein: Paul Hindemiths frühe Bratschensonate mit ihrem speziellen Klang und László Lajthas Trio concertante, das zwar ein Kammermusikwerk ist, dennoch mit einer concertoartigen Virtuosität der einzelnen Instrumente aufwartet.
Das Abschlusskonzert unserer musikalischer CH100-Jubiläumsreihe wird auch eine Anzahl interessanter musikhistorischer Besonderheiten enthalten. In den 1920er und 30er Jahren kamen viele junge ungarische Wissenschaftler und Künstler mit Stipendien des Collegium Hungaricum nach Berlin. Zu ihnen gehörten der Komponist Zoltán Gárdonyi und der legendäre Musikhistoriker Dénes Bartha, der später eine entscheidende Rolle in der ungarischen Musikwissenschaft spielte. Beide verbrachten mehrere Jahre in Berlin, arbeiteten mit den führenden Experten ihrer Zeit zusammen, waren Freunde und beeinflussten sich gegenseitig. Diese Beziehung war unter anderem Gegenstand sechsjähriger Recherchen der Cellistin Anna Scholz, die in ihrer Übersetzung und Analyse der deutschsprachigen Musikrezensionen von Dénes Bartha die lebendigen ungarisch-deutschen Musikbeziehungen jener Zeit beleuchtete. Sie entdeckte aufgrund einer Rezension von Dénes Bartha sogar eine bisher unveröffentlichte Gárdonyi-Sonate. Dieses Werk wird im Rahmen des Konzerts als echte musikgeschichtliche Rarität aufgeführt, und auch Bartha wird bei einigen Werken des Programms „zu Wort kommen“.
Die Interpreten des Konzerts kommen aus Ungarn und Deutschland. Katalin Farkas (Violine), Anna Scholz (Violoncello) und Tamás Kéry (Klavier) lehren an der Liszt-Ferenc-Musikhochschule in Budapest, der Universität Miskolc und der Universität Debrecen, während Marion Leleu (Viola) und Adam Tomaszewski (Klavier) an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin, bzw. in der Mendelssohn-Bartholdy-Musikschule unterrichten. Dr. Simone Hohmaier (Staatliches Institut für Musikforschung) wird in ihrer spannenden Einführung den musikhistorischen Kontext beleuchten.
Programm:
Zoltán Gárdonyi: Sonate für Violoncello und Klavier (1944)
Paul Hindemith: Sonate für Viola und Klavier, op. 11 Nr. 4 (1919)
Zoltán Gárdonyi: Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier (1937)
László Lajtha: Trio concertant, op. 10 (1928)
Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.