Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin
Die Gruppenausstellung des Collegium Hungaricum Berlin zeigt Objekte von jungen Designern aus Ungarn im Rahmen der Berlin Design Week.
Individueller versus kollektiver Ansatz – dies sind die beiden Richtungen des kreativen Schaffens, die im Lauf der Kunstgeschichte mal abwechselnd, mal parallel existieren. Spätestens seit der industriellen bzw. der digitalen Revolution dominiert eindeutig die Kollektivität.
Das Dilemma tauchte bereits im Bauhaus, der bedeutendsten Kunstschule des 20. Jahrhunderts, auf. Johannes Itten trat damals für den individualistischen Ansatz ein. In seinem berühmten „Vorkurs“ ermutigte er seine Schüler, gewöhnliche Grundmaterialien auf ungewöhnliche Weise zu verwenden und damit die eigene Persönlichkeit auszudrücken. Ab 1922 verschrieb sich das Bauhaus dem Kollektivismus und der modernen Herstellung. Es verabschiedete sich damit von den Bestrebungen der Jahrhundertwende, die die Inspirationsquellen in den Tiefenschichten der Psyche suchten.

Orsolya Hacker: Menschensäule
Die Emotion als Designbegriff existiert heute zumeist im Zusammenhang mit der Absatzfähigkeit. Zum ersten Mal tauchte der Ausdruck Benutzererlebnis (User Experience/UX) in der Stellenbeschreibung des Forschers und Psychologen Donald Norman auf, der in den 1990er Jahren Vizepräsident der Advanced Technology Group bei Apple war. Der Designtheoretiker und Kognitionswissenschaftler prägte den Terminus des benutzerzentrierten (user-centered) Designs. Norman arbeitet daran, menschliche Funktions- und Verhaltensweisen verständlich zu machen, um die Herstellung benutzerfreundlicher Produkte zu ermöglichen. Wenn die Designer die menschliche Psyche und die in ihr wurzelnden Motivationen verstehen und berücksichtigen, können sie die Bedürfnisse der Benutzerinnen genauer reflektieren. Das emotionale Design ist nicht nur darum bemüht, funktionale Bedürfnisse zu befriedigen, es soll die Benutzer und Benutzerinnen durch positive Eindrücke auch tiefer berühren.
Was geschieht aber, wenn man die Endbenutzer aus dem Designprozess ausklammert? Wenn im Ansatz der Designer der Prozess selbst das Ziel ist und nicht die Befriedigung der Benutzerbedürfnisse?
Die Ausstellung Innenraum lässt Form und Funktion außer Acht und blickt hinter die Gegenstände. So können beispielweise zwanghafte Anspannung, ein Dämmerzustand zwischen Schlafen und Wachen, Kontrollverlust, oder Nostalgie und die Ästhetik von Erosion in derselben Auswahl auftauchen.

Bence Zoltán Boleman: Bonbonnieres
Mit Objekten von Bence Zoltán Boleman, Zsolt János Budai, ERROR N’ MORE by Ádám Csaba Szabó, Demeter Fogarasi, freeform collective (Eszter Bolgár, Tímea Csitári, Dávid Szauder), Gábor Góbi, Orsolya Hacker, Eszter Hankó, Sabrina Komár, Line and Round (Annabella Hevesi), Dóra Riederauer, Dávid Salamon, Viktória Szabó und Dávid Szauder, Blanka Timári, Mónika Üveges, Ildikó Varga und Benjámin Melegh, Zsófi Zala
Kuratiert von Eszter Bolgár