Ein Welthit und sein vergessener Komponist

Die Erbe von Jakob Pazeller | Gesprächskonzert

Datum: 28 Mai - 29 Mai
Zeitpunkt: 16:00
Ort:  Collegium Hungaricum Berlin
Dorotheenstraße 12, 10117 Berlin
Der Komponist Jakob Pazeller und der Kurort Herkulesbad um 1900

Der Komponist Jakob Pazeller und der Kurort Herkulesbad um 1900

Es gibt einen 120 Jahre alten Walzer, der immer wieder zu einem Welthit wird: Souvenir de Herkulesfürdő. Er entstand 1903 in Herkulesbad, einem der beliebtesten Kurorte der österreichisch-ungarischen Monarchie, der heute in Rumänien liegt. Der melodiöse Walzer verzauberte das Publikum, wurde in über 20 Sprachen vertextet und als Schlager gesungen. Später machte ihn Pál Sándors 1977 auf der Berlinale preisgekrönter Film Erinnerungen an Herkulesbad wieder berühmt.

Der Walzer ist noch heute bekannt, nicht so der Name seines Komponisten. Jakob Pazeller (1869-1957) studierte am Wiener Konservatorium und arbeitete anschließend als Dirigent in Teplice in Böhmen, in den siebenbürgischen Städten Kronstadt und Hermannstadt sowie am Carltheater in Wien. Danach war er 20 Jahre lang mit seiner Militärkapelle im Banat stationiert, die in jedem Sommer in Herkulesbad spielte. 1906 zog Pazeller nach Budapest. Im kommunistischen Ungarn durfte später seine Musik, da er k.u-k.-Militärkapellmeister war, nicht gespielt und seine Noten nicht gedruckt werden. Sein kreatives Schaffen brach jedoch nicht ab: Auch hinter dem Eisernen Vorhang schrieb er noch über 200 Werke.

Die Tatsache, dass wir diese Werke kennen, verdanken wir seinem Enkel Friedrich Pazeller, der 1957 in Budapest geboren wurde. Er war sechs Monate alt, als sein Großvater starb. Jakob Pazeller äußerte kurz vor seinem Tod in einem Interview seinen Wunsch: seinem Enkel das Klavierspielen beibringen zu können. Friedrich, der später tatsächlich Musik studierte, stoß im Alter von 15 Jahren zufällig auf versteckte handgeschriebene Partituren seines Großvaters. Er setzte sich gleich ans Klavier und begann die Melodien zu spielen, die er nie zuvor gehört hatte. Von diesem Moment an widmete er sich der Musik seines Großvaters. Nach seinem Studium trat er eine internationale Karriere als Pianist und Dirigent an.

Im Rahmen dieser ungewöhnlichen Veranstaltung wird uns Friedrich Pazeller zuerst Jakob Pazeller und seine Zeit vorstellen – in Wort, Bild und Musik. Anschließend spielt er am Klavier eigene Werke unter der Überschrift Welcome to my heart.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Landesverband Berlin der Banater Schwaben und der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, anlässlich des 70-jährigen Jubiläums des Landesverbands der Banater Schwaben.