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Utopie und Diktatur. Die 50er Jahre im Osten

Quelle: Deutsche Kinemathek
Zwanzig Stunden
Ungarn 1965, 115 min, Spielfilm, OmU
Regie: Zoltán Fábri; Darsteller: Antal Páger, János Görbe, Emil Keres
Eine dörfliche Gemeinde Ungarns im Verlauf mehrerer Jahrzehnte. Vier Freunde durchleben Kriegsende und Bodenreform, Stalinisierung und Kollektivierung bis zur Revolution von 1956. Der Film – selbst ein Dokument der „Normalisierung“ unter János Kádár – sorgte seinerzeit für enormen Wirbel. Erstmals wurden unauflösbare Widersprüche und historisch bedingte Konflikte konkret benannt und beschrieben. Zwanzig Stunden etablierte Fábri neben Miklós Jancsó als wichtigsten zeitgenössischen Filmemacher Ungarns. Beide griffen Tabus auf, die sie auch formal mutig in Szene setzten.
Einführung in die Reihe und Moderation: Dr. Claus Löser (Filmhistoriker)
Gast für Einführung und Nachgespräch ist der Ethnologe und Historiker Dániel Rákosi.
Mit freundlicher Unterstützung des Collegium Hungaricum Berlin.
Das Screening eröffnet die ZEITSCHNITT-Reihe Utopie und Diktatur. Die 50er Jahre im Osten. Die Veranstaltungsreihe der Beauftragten des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur kommt in Kooperation mit dem Filmmuseum Potsdam zustande.
In der elften „Zeitschnitt“- Reihe werden im Jahr 2022 Filme präsentiert, die die prägenden 50er Jahre im Osten in sehr unterschiedlicher Weise verarbeitet haben – als Propaganda-, Dokumentar- oder Spielfilm.
Beginnend mit der Nachkriegszeit und endend mit dem Mauerbau werden die großen Themen wie Heimkehr, Verdrängung und Neuanfang nach dem Ende des 2. Weltkrieges, Aufbau der DDR, Ost-West-Blockkonfrontation und Kulturpolitik, Stalinismus und stalinistische Schauprozesse, deutsche Teilung und Auswirkungen der innerdeutschen Grenze sowie die (Zwangs-)Kollektivierung in der Landwirtschaft in den Mittelpunkt gestellt.
Zusätzlich zu den Langfilmen werden – wo es zeitlich und inhaltlich passt – Kurzfilme oder originale „Augenzeugen“ hinzugesetzt – also Kurzfilme mit aktuellen Nachrichten, die damals im Kino gezeigt wurden, weil die Menschen noch keine Fernseher besaßen. So blättern die Filmabende die Geschichte dieses Jahrzehnts auf, das zugleich zu den Hochzeiten des Massenmediums Kino zählte.
Mit der filmhistorischen Einführung durch Dr. Claus Löser und dem Angebot eines Gesprächs nach dem Film möchten das Filmmuseum und die LAkD einen Beitrag leisten, das Wissen über diese lang vergangene und doch prägende Zeit zu erweitern und ein Angebot zu schaffen, diese auch gemeinsam zu reflektieren.